Gleich wie diß Licht verfil / so wird in wenig Jahren
Ich / du / und was man hat / und was man siht / hinfahren
Danke, Andreas Gryphius. Mit dem Sonett „Abend“ mussten sich Generationen von Schülern beschäftigen. Und das zu einer Zeit, wo man pubertär und jung und ausgelassen ist, und wenig bis gar nicht an Vergänglichkeit denken will. Wozu auch? Das Leben ist lang, 50jährige sind uralte Morlas. Ich fand es als Jugendliche faszinierend und seltsam zugleich, dass es Mütter gab, die Jeans trugen.
Nun bin ich selbst annähernd 50 Jahre alt. Morla. Methusalem. Und ich trage Jeans. Die sind mittlerweile unauffällig, auch bei älteren Menschen. Es gibt sie auch mit praktischem Gummizug, da kann man mehr essen und hat trotzdem weiterhin das Gefühl, dass alles gut passt.
Und dann liege ich so auf dem Rücken, der Bauch verteilt sich rücksichtsvoll nach rechts und links und die Obenansicht ist durchaus erträglich, und der Gedanke ist da. Vanitas. Leerer Schein, Nichtigkeit. Der Gedanke, dass alles endet. Und das ich doch noch gestern das „Wort zum Sonntag“ von den Toten Hosen gesungen und beim Refrain gedacht habe, dass ich ja auch noch sehr, sehr lange keine 60 und auch überhaupt gar nicht nah dran bin. Das Gestern ist irgendwie auch schon 30 Jahre her und die Die Toten Hosen möchte ich mir heute nicht mehr antun. Sie sind ja so schrecklich alt geworden, HA!
Richtig hinnehmen kann ich es noch nicht. Nicht wirklich damit abfinden. Jeanyung Chey, eine neurowissenschaftliche Forscherin, hat festgestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen gefühltem Alter und altersbedingten Veränderungen im Gehirn gibt. Menschen über 60, die sich jünger fühlten, als sie tatsächlich waren, hatten im Durchschnitt mehr graue Substanz im Gehirn als Menschen derselben Altersgruppe, die sich älter fühlten. Da besteht ja immerhin die Hoffnung, das mein Gehirn weniger schnell schwächelt und somit besser erhalten bleibt. Mit ein paar hellen Läsionen. Polka Dots.
Sicher ist, dass nichts bleibt, wie es ist. Das ist gut und schlecht. Ich mache ein paar Fotos mit Vanitas Gedanken, das Sortieren sortiert mich vielleicht. Dazu zuerst einen grünen Tee, der regt an aber nicht auf und ist gut für die Gesundheit. Oder doch sofort einen Gin Tonic. Die Wachholderbeeren im Gin sind nämlich gut für die Haut. Sie wird dadurch gesünder und altert langsamer. Schön- und Ausreden kann ich.
3 Comments
Das Wesentliche ist immer für die Augen unsichtbar…
Graue Substanz bah
Die Menge der grauen Substanz im Hirn korreliert mit der Intelligenzleistung! 😉